Galerie Crystal Ball

Zentrale Verwaltung – Nobert Bauer & Ralf Tekaat

Vernissage am Sa. 23 September um 19 Uhr

Achtung Terminänderung! Zentrale Verwaltung – performative Lesung am Fr. 13 Okt., um 19 Uhr

bis Sa. 11. November 2023

Zentrale Verwaltung – Norbert Bauer / Ralf Tekaat, Ausstellungsdetails, Herbstausstellung Kunstverein Hannover 2022

Verwaltungen entwerfen eine idealisierte, formalisierte Version von anderen Bereichen des
gesellschaftlichen Lebens. Sie drücken die dortigen Vorgänge in Zahlen, Verhältnissen,
Verfahren oder Vorschriften aus und wirken gleichzeitig auf diese zurück. Verwaltung und
Realität erzeugen sich gegenseitig, sind jedoch nicht deckungsgleich.
Die Arbeit Zentrale Verwaltung der Künstler Norbert Bauer und Ralf Tekaat beschäftigt sich mit Einrichtungen und Ausdrucksformen einer „verwalteten Welt“: Behörden, Formulare, Dokumente, Dienstanweisungen, Organigramme, Verwaltungsgebäude usw. sind als konstitutive Elemente des gesellschaftlichen Lebens ebenso vertraut wie unverständlich. Diesem ambivalenten Verhältnis versuchen die Künstler in ihrer Zusammenarbeit mit den Mitteln der Zeichnung Ausdruck zu verleihen. Ziel der Serie ist es nicht Klarheit zu erzeugen, sondern sich in Gängen, Dienstzimmern, Nebengebäuden, Vorschriften, Optimierungsstrategien und Zuständigkeiten zu verlieren.
Bisher besteht die Serie Zentrale Verwaltung aus 270 Zeichnungen im Format A4. Die Zentrale Verwaltung wächst weiter und war bisher in Ausstellungen in Hamburg im Nachtspeicher, in Bremen im Güterbahnhof in den Kunstvereinen Speyer, Hannover und Fischerhude zu sehen.

Wir freuen uns darüber, denn in diesem Sommer ist die Zentrale Verwaltung von Bauer/Tekaat mit dem Preis der Heitland Foundation ausgezeichnet worden. Die vielteilige Arbeit reflektiert und evoziert neben ihrer freien virtuosen Darstellungswucht auch, die mit bürokratischen und verwalterischen Prozessen verbundenen Befindlichkeiten. In den Blätterreihen lauern Emotionen, ja, die Zentrale Verwaltung bündelt mit ihrer konzeptuellen, kooperativen Strategie ganz treffend, soziale wie persönliche Situationen des Betrachters. Mit nur einer, oder auch mehrerer Di A 4 Zeichnungen lässt sich das ganze Drama eines stressigen Steuerabschlusses, die Verzweiflung angesichts eines nerventötenden tintefressenden Druckers oder anderen ungleich existenziell belastenden Geschichten erzählen. Gleichzeitig aber, da sie mutig und frei assoziirt, entlastet uns die Zentrale Verwaltung und wir können wieder lächeln, unterscheiden, und leicht werden, denn wirklich existenziell, ist Verwaltung für unser bloßes Dasein nicht.

/Performance Sommer/ Veronika Dobers: Gesang des Großen Enttäuschten und The Story of Blue, Red and Yellow – Sigrun Paulsen & Manfred Kirschner

Vernissage mit Performance am Freitag, 1. September, 19 Uhr

bis So., 15. Sept. 2023,
Di. & Fr.: 14- 19 Uhr,
und gerne nach Vereinbarung

Mit ihrer Performance “Gesang des Großen Enttäuschten“ thematisiert Veronika Dobers auf satirische Weise die Stellung des Menschen als vermeintlich höchstentwickelte Lebewesen. Der Schöpfer der Welt zweifelt aber an seinem Werk, das in der Erschaffung des Menschen gipfeln sollte. (V.D.)

Die befreundeten Künstlerinnen Sigrun Paulsen und Manfred Kirschner alias Lydia Karstadt setzen ihre recht gegensätzlichen künstlerischen Positionen in einer Ausstellung performativ gegen- und miteinander und untersuchen die Wirkungen wie in einer Kollision. Interessant das gerade mit dieser Strategie Ähnlichkeiten und Verwandschaften in übwergeorneten Bereichen sichtbar werden die wohl sonst unsichtbar geblieben und vielleicht auch nicht hervorgetreten wären. Sigrun Paulsens Werk hat sich der puren Farbe und deren Effekte verschrieben, es geht ihr um eine Klarheit und Musikalität auch in der Rezeption. In mittel und großformatigen Arbeiten auf Leinwand untersucht Paulsen in gekonnter Form, die kombinatorischen Effekte ihrer selbst gemischten Farben und Gegenfarben, kalten und warmen Farbtönen, die sie in bewußten Prozessen zueinander bringt. Diese Farbkombinationen bringen dabei ihre Bilder in Schwingungen, die Farben scheinen zu vibrieren. Paulsens Bilder sind frei, frei von eingeschriebener Bedeutung, nichts ist versteckt oder suggeriert. Sie haben etwas Pures und sind wie eine Speise für die Sinne, die man annehmen oder verweigern kann.
Manfred Kirschner erforscht in seinen kleineren Collagen auf Leinwand, irritierende Strategien von scheinbar harmonischen Sujet Kombinationen. Er setzt seine Protagonisten, zumeist Schaufensterpuppen, die sicherlich uns Menschen repräsentieren, in melancholisch anmutende Landschaften oder historische Fotos, wie in Filmsets und Bühnenbildern aus. Die Collage kennt per se die Kombination von Gegensätzen als stilistisches Prinzip. Kirschners Kunst arbeitet aber auch mit der Harmonisierung der Bildteile, wie der Einhaltung von Farbräumlichkeit oder einer bewußten Farbkombinatorik. Sehr häufig heben sich bei Kirschner, wie z.B. in der titelgebenden Serie „The Story Of Blue, Red And Yellow“ die Figuren in einer bestimmten Farbigkeit von ihrem Hintergrund ab, so als würden sie sich in ihrer neuen Bildwelt selbst anzeigen und auch noch sagen: „Schau! ich bin hier hinein geklebt worden!“ So werfen gerade diese humorvoll bis dramatischen Kombinationen ungewohnte Fragen auf oder erweitern ironisch die traditionellen Blickrichtungen. Kirschners Bilder scheinen ihre Leichtigkeit da heraus zu ziehen, dass sie an an ihren Brüchen und Verwerfungen ihre eigenen Aussagen treffen, sich behaupten, so als würden sie über diesen rezeptionellen Prozessen stehen. Sieht man also Paulsens und Kirschners Positionen nebeneinander, so geht es, behaupte ich, in beiden um eine Wesenhaftigkeit, die über eine Harmonisierung von Gegensätzlichkeiten und polaren Wirkungen evoziert wird und daraus eine Philosophie der Freiheit mit Kunst gewinnt- Renate Kemper, Berlin 2023

Renate Kemper, 2023

Crystal Ball Berlin