Galerie Crystal Ball

Elke Graalfs, Good News

30 Schichten Unlust zur Erbauung

Vernissage am 7. Dezember um 19 Uhr

bis 12. Januar 2025

Elke Graalfs, Good News – 30 Schichten Unlust zur Erbauung, 2024, Fotos; Jutta Lilienfein

Elke Graalfs zeigt in ihrer Ausstellung in der Crystal Ball eine installative Projektidee, die sich aus ihrer Arbeitsform entwickelt und welche sie schon lange im Ausstellungsraum umsetzen wollte. Die Arbeiten der Künstlerin bewegen und verbinden Fotografie und Malerei in Collagen sowie in raumgreifenden Installationen.

Für „Good News – 30 Schichten Unlust zur Erbaunung“ entwickelt Graalfs eine Installation, die ihrer Ateliersituation ähnlich, das Prozesshafte ihrer Arbeitstrategie und die sie begleitenden Nebenpfade in den Blick nimmt. Die Künstlerin kleidet die Wände in ihrem Atelier mit weißem Papier aus, denn sehr häufig malt sie ihre Motive auf dem Papier, um sie später auszuschneiden und für Installationen zu verwenden. Dies passiert ganz analog zur Collagearbeit, die sie auch auf Buchseiten in gedruckten Büchern und Magazinen fortführt. Im Atelier aber begleitet das Malen immer auch das Kommentieren und Ausführen anderer Ideen an den Rändern oder den Seiten der großen Papiere während der Arbeit. Werden dann später Motive herausgeschnitten und neue Papiere darüber getackert, eröffnen sich auch im Raum Schichten, wie in einem Buch. Formulierte Gedanken, politische Kommentare und Zeichnungen tauchen auf wie ein innerer Dialog, der auch Entwürfe, Nebensächliches und Relationen von Konzepten, auf den Papierbahnen, in Sprechblasen und Bilder verpackt. Wir sehen den Schaffensprozess mit seinen begleitenden inneren Aktionen, dem Denken und Fühlen der Künstlerin gespiegelt. In der Ausstellung wird die Künstlerin dieses Experiment zeigen und entwirft damit ein fast ganzheitliches, strukturalistisches Konzept indem nicht nur das fertige Werk, sondern auch der Weg dahin, mit seinen Schwierigkeiten, Ablenkungen, Nebenpfaden und Pausen von Interesse ist. Ja, die Pause selbst, das nicht tun, nicht malen oder anderes tun, welches trotzdem zum Werk führt, kann zum Thema einer spielerischen Untersuchung werden. Es kann aber auch einen persönlichen, sensiblen Zusammenhang eröffnen. In Graalfs Installation zeigt sie das Werk wie in einem Buch, und öffnet damit ihre Arbeiten für weitere Beziehungen, die wie sprechenden Schichten das Kunstwerk umgeben und in einer Sphäre der Kreation verorten als sei es gerade erst, im Moment indem wir es anschauen, fertig geworden. Dies kann man als eine wiederkehrendes Motiv in Elke Graalfs Arbeiten finden, dass sie kreative, geistige Prozesse in räumliche Adaptionen und damit in gleichermaßen geeignete wie beeindruckende Installationen umsetzt.

James Beatham – Radiant Springs

Installation/ Zeichnung

Vernissage am Sa. 7. September um 19 Uhr

freitags von 15 bis 19 Uhr, & nach Vereinbarung. Ausstellung bis 18. Oktober 2024

Gespräch mit dem Künstler/ Artist Talk am Sonntag den 6. Oktober um 16 Uhr

James Beatham, Initial Sketch for an ceramic fountain, 2024

James Beathams künstlerisches Oeuvre umfasst Zeichnung, Keramik, Malerei und Objekt. In vielteiligen Installationen fasst der Künstler all diese Ausdrücke in einer Form zusammen und bringt sie in vielfältigen, phantasievollen Arrangements in Kommunikation. Er kreiert modellhafte Habitate oder Sets, die als verkleinerte urbane Landschaften bedeutungsvolle Relationen zeigen. Sie sind aus geheimnisvollen Objekten, Abbildungen, persönlichen Reliquien, in poetischen Anspielungen gebaut und haben etwas stark Erzählerisches. In ihnen findet man wiederum Kunst, Unmögliches, Fiktives, vielleicht literarisch Erdachtes, Zukünftiges, das wie in einer Spiegelung in den Innenraum widerhallt. Beathams eingesetzte Mittel scheinen frei und entwickeln sich anhand ihrer Kombination. Auch die Maßstäbe der verwendeten Dinge sind nicht einheitlich sodass die entstehenden Welten, surreal von allem gelöst, wie Raumstationen, gleichzeitig mythische wie reale Plätze fern ihrer bekannten Verortung zitieren. Manches scheint wie ein unpassendes Souvenir aus dem Zusammenhang herauszustehen, absurd aber ebenso integriert, so dass ganz beiläufig Assoziationen entstehen. Sehr vielen dieser kleinen Welten ist ein Brunnen oder sogar ein Springbrunnen als zentrales Objekt um den sich alles anordnet, gemein. Die Brunnen sind von unterschiedlicher Form und Ausführung und sie können als Bild für die Grundbedingungen menschlichen Siedelns, von Behausungen und Habitaten gelten. Dann sorgt der Künstler auch für Beleuchtung und Licht. Das Plätschern des Wassers, ein natürliches Geräusch wirkt zusätzlich wie ein logisches Argument. James Beatham schafft dadurch Orte, die lebendig wirken. Die Präsenz dieser Werke erscheint einladend. Der Künstler wagt hier eine besondere Gleichzeitigkeit. Denn er lässt die Nutzer des Wassers, die Menschen und Tiere abwesend sein. Durch diese Leerstelle holt er den Betrachter in seine Räume hinein und lässt uns in unserer Kontemplation die Landschaft erfahren. Ganz ähnlich wie wir es von Modelllandschaften kennen, überlegen wir, wie wir darin leben würden, wäre es uns im Maßstab angepasst. Gleichfalls wirft er uns andererseits durch die Profanität und den Einsatz des Absurden raus – er stellt eine Manquette in unseren Blick und zeigt uns so das Entwurfhafte, das Irreale, Artifizielle, als Außen der Dinge. In dieser Challenge zwischen Innen und Außen schweben diese besonderen Kompositionen des Künstlers und entwickeln einen dialektischen Klang, der von dieser außergewöhnlichen Wirkung beseelt, ganz freimütig Geschichten von Kreaturen und Menschen erzählen kann.

Zu den Installationen zeigt James Beatham eine Reihe von neuen Zeichnungen und Keramikobjekten.

James Beatham drawing
James Beatham, option one

Marion Bösen & Susanne Katharina Willand

Store

bedecken und durchscheinen


Eröffnung am Freitag, 12.04.2024 um 19 Uhr

12.04.2024 – 10.05.2024

——————————————————————————————————————–

Öffnungszeiten beim Sellerie Weekend: Fr., 26.4 & Sa., 27.4., 15 bis 19 Uhr

Die Crystal Ball Boutique hat während des Sellerie Weekend geöffnet

Store 

Worum geht es hier? Ist dies ein Geschäft, kann man hier etwas kaufen? Kriegt man hier Informationen? Was ist eigentlich mit dem Fenster los? Die Öffnungen in der Wand für Licht und frische Luft, verhängt mit Gardinen und Stores und Übergardinen und Vorhängen, damit keiner sehen kann, wie wir uns drinnen benehmen. Oder manchmal eben doch. Dann ist da ein Gestaltungswille oder ein ästhetischer Zweck oder die Außenwerbung. Oder ich stelle mich hinter die Gardine und beobachte, ohne gesehen zu werden. Die Gardine ist die Membran zwischen meiner Zelle und der Außenwelt, zwischen dem Privaten, Öffentlichen, dem Offensichtlichen und Verborgenen.  

Die Künstlerinnen Marion Bösen und Susanne Katharina Willand arbeiten mit
Fotografie und den Strategien ihrer Übersetzungen in andere Medien. Marion
Bösen widmet sich in ihrem umfangreichen druckgrafischen Werk häufig phänomenologischen
Untersuchungen, großen Sets und fotografischen Serien die sie in
Siebdruckreihen oder große Flächen umsetzt. Die Künstlerin sammelt Bilder von
Objekten in dysfunktionalen Kontexten, extraordinäre Situationen im urbanen
Alltag und Phänomene die erst einmal ungeklärt bleiben dürfen. Es entstehen
alle Arten von Sammlungen, ausgesetzte Fernsehgeräte, Matratzen, tote Vögel und
Hasen, Obst und Gemüse, verschmähte Butterstullen. Oder eben auch die wie auch
immer gescheiterte oder gut gemeinte Reparatur von Steinsetzarbeiten im
Straßenbelag eines Platzes in Sao Paulo. Die zu Mustern und Tapeten rhythmisch
verdichteten Lichtpausen von Gemüsekisten, Perücken, Brotscheiben oder
Hühnereiern – Unsere ganze vielteilige Welt zeigt sich in Marion Bösens
aufmerksamen Blick. Der isolierte, einfache Gegenstand, der leblose verlorene
Tierkörper, aber auch die großen Sets, die wie moderne Stillleben unseren
Alltag zeichnen, erscheinen aufgeladen mit einer fast lebendigen Präsenz.

Susanne Katharina Willand arbeitet in einem ähnlichen Feld, sie interessiert sich für Dinge, Tücher
Steine, Felder, Berge – Landschaft. In der aktuellen Arbeitsweise der
Künstlerin werden die Objekte und Szenen in Stickerei umgesetzt. Besonderes
Augenmerk liegt ihr dabei auf Muster, Struktur und Räumlichkeit der Gestalt. So
sind die Linien des Dessins eines handelsüblichen Trockentuches zum Beispiel in
seinem Zustand, wenn das Tuch zufällig geworfen in seinem Faltenwurf liegt bei
Willand Thema. In diesen Verwerfungen, des Musters evoziert die Künstlerin mit
der Sticknadel die eigentlich abwesende Dreidimensionalität. In einer anderen Arbeit faltet und arrangiert
sie ein Tischtuch in einer Weise das eine Berglandschaft erfahrbar wird oder stickt
feine Schatten in ein plan vor uns ausgebreitetes Tuch, dass es so aussieht, als
sei es gerade zuvor zerknüddelt worden und hinge ungebügelt da. Das Interesse
am Changieren der Differenz von Räumlichkeit und Fläche ist unübersehbar wie
auch das der phänomenologischen Sammlung, welches sie mit Marion Bösen
verbindet. In ihrer gemeinsamen Ausstellung in der Crystal Ball zeigen die
Künstlerinnen eine speziell für die Galerie entworfene Installation, in der sie zusammen
das Schaufenster des Raumes bearbeiten.

Crystal Ball Berlin